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>>„Pass auf“, sagte ich zu Daniel. „Wir machen folgendes: Du suchst das Haus nach allem Bett-, Fleecedecken und warmen Schlafanzügen ab und kümmerst dich um Klamotten, besorgst uns Süßzeug, DVDs und alles, was man sonst noch zum Leben braucht, ja? Ich kümmere mich um Leah, und sie wird bestimmt wieder ganz schnell gesund.“ „Was man sonst noch zum Leben braucht“, zitierte mich dieser sarkastisch. „Seit wann braucht man Süßzeug und DVDs zum Leben?“
Ich bedachte ihn mit einem scharfen Blick.
„Jaja, ich geh ja schon“, murmelte Daniel und machte sich auf den Weg nach oben.
Ich stapfte in die Küche, um den Kamillentee aufzusetzen, den ich in dem Schrank unter der Spüle gefunden hatte. Während das Wasser vor sich hin brodelte, kochte ich aus dem Huhn, den Nudeln und den Gewürzen, die wir hier unten besaßen, eine Hühnersuppe.
Aus dem Teil des Raumes, in dem wir alle schliefen, drang ein leises, gequältes Stöhnen.
Ich raste durch das Zimmer, zu Leah und setzte mich bei ihr ans Bett. „Hey“, murmelte ich sanft.
„Bonnie? Bist du das?“, krächzte sie.
„Ja, ich bin’s. Keine Angst, wir kriegen dich schon wieder hin“, beruhigte ich sie, wobei es eigentlich eher mir selbst, als ihr galt.
„Mir geht’s so scheiße, Bonnie“, nuschelte meine beste Freundin matt. „Ich weiß“, entgegnete ich. „Ich bring dir deinen Tee und deine Hühnersuppe, Leah“, flüsterte ich, denn ihre Augen waren schon wieder fast geschlossen.
Ich ging zügig in die Küche und ließ den Tee ziehen, dann war auch schon die Hühnersuppe fertig. Geistesabwesend füllte ich sie in eine Schale, das Heißgetränk in eine große Tasse.
Es gab keinen anderen Ausweg, als in dieser Situation mit Grandma zu sprechen. Und Mom musste ich auch anrufen! Aber von oben, denn sonst würden unsere Feinde wissen, wo wir uns versteckten. Natürlich war da auch noch die Frage, ob sie hier hinein kamen.
Ich dachte weiter nach.
Unterdessen hatte ich mich unbewusst auf den Nachttisch neben Daniels und Leahs Bett zubewegt und stellte nun die heiße Suppe und den Tee darauf. Ich bewegte mich möglichst leise, um meine kranke Freundin nicht aufzuwecken.
Doch sie war wach. „Bonavia? Bonnie?“, hustete sie. Meine Antwort bestand aus einem Nicken in die tiefe Schwärze im Raum, doch dann fiel mir ein, dass sie mich gar nicht sehen konnte. „Ja?“, fragte ich. „Danke.“ Gerührt entgegnete ich: „Immer wieder gerne.“ „Hilfst du mir auf?“ „Natürlich“, wisperte ich und zog sie vorsichtig hoch. Leah stöhnte.
Dann aber griff sie nach der Schüssel Hühnersuppe und aß diese gierig auf. Mittlerweile hatte ich ein kleines Licht entzündet, damit sie etwas sah.
Plötzlich schrak ich unmerklich zusammen. Ich konnte im Dunkeln sehen! Wie sonst hätte ich hier kochen können, mich durch das Zimmer bewegen, ohne hinzufallen? Wie sonst hätte ich das Licht entzünden können? So langsam, dachte ich, offenbaren sich mir einige nützliche Gaben.
Ein stockendes Schlurfen riss mich wieder aus meinen Überlegungen.
Meine Freundin nippte hastig am heißen Tee und stellte ihn dann wieder ab. „Machst du das Licht wieder aus? Ich schlafe jetzt.“ „Na klar.“ „Danke. Und Bonnie?“ „Ja?“ „Du lässt mich nicht sterben, oder?“ „Nein, nie im Leben werde ich meine beste Freundin sterben lassen.“ „Und wenn ich es will?“ „Selbst dann nicht“, sagte ich fest und  kompromisslos. Leah seufzte. „Das ist gut“, murmelte sie, doch bei dem letzten Wort brach ihre Stimme. Dann folgte ein leises, klagloses Schnarchen.
Ein wenig beruhigt durch die Tatsache, dass sie im Schlaf keinen Schmerz empfand, strich ich ihr über den Arm und stand auf. Ich setzte mich auf mein Bett und ließ mich zurück fallen.
Überaus unerwartet schlief ich ein, es war ein tiefer, traumloser Schlaf, so gut, wie schon seit den letzten 2 Tagen nicht mehr. Und obwohl es nur 2 Tage her war, dass ich das letzte Mal so gut geschlafen hatte, war ich so erschöpft, als wären es 2 Wochen gewesen.
Alarmiert fuhr ich hoch. Schritte. Leise, gefährliche Schritte. Ich fauchte in die Dunkelheit. „Leg dich nicht mit mir an, wer auch immer du bist!“ „Bonnie?“
Oh. Es war nur Daniel. „Achso, du. Tut mir leid“, sagte ich erleichtert. „Wen hattest du denn erwartet?“, fragte er ein wenig kleinlaut. „Keine Ahnung. Jedenfalls nicht dich.“
„Ich hab alles in dem kleinen Nebenraum gelagert; Decken, Kissen, Schlafanzüge, Fleecedecken und, und, und.“ „Spitze.“ „Ja, mag ja sein, aber wenn ich ehrlich bin… ich fühle mich zum ersten Mal in meinem Leben müde und ausgelaugt“, gab er zu.
„Müde?“ Meine Stimme war vor Erstaunen eine Oktave zu hoch geraten – und eine Lautstärke zu laut. „Ja, müde.“
Bei dem, was ich im nächsten Moment tat, wusste ich nicht, ob ich total hirnrissig war oder einfach nur lieb und hilfsbereit, jedenfalls bat ich ihm an: „Wenn du magst, kannst du in meinem Bett schlafen.“
„Das meinst du nicht ernst“, meinte Daniel verdutzt. „Und ob ich das tue“; erwiderte ich. Er errötete und seine blasse Haut bekam etwas Farbe.
Ich rutschte in die Ecke des Bettes und klopfte neben mich. „Na komm, als Team muss man doch zusammen arbeiten, nicht?“
Zögernd legte Dan sich neben mich. Wo hatte es das schon mal geben?, dachte ich sarkastisch. Ein Vampir und eine Hexe schlafen nebeneinander, ohne sich gegenseitig abzuschlachten.
Ich kuschelte mich in meine Decke und seufzte. Neben mir lag Daniel. Er zitterte. „Brauchst du eine Decke?“, fragte ich erschöpft. „Ja.“ Als ich andeutete, aufzustehen, hielt er mich zurück. „Ich hol mir selber eine“, murmelte er und ich nickte verwirrt.
Binnen weniger Sekunden war er zurück. Genug Energie zum Rennen hatte Daniel wenigstens noch, und die Tatsache beruhigte mich. Er legte sich wieder neben mir nieder. Ich starrte in die Dunkelheit. Nach einer Weile war der Vampir in meinem Bett eingeschlafen und atmete gleichmäßig ein und aus. Irgendwann schloss auch ich die Augen und schlief ein.
Ich träumte überwiegend wirres Zeug. Doch dann wurde einer der Träume gestochen scharf, sodass ich mich hin und her wälzte; ich war nur im Halbschlaf, glaube ich.
Vor Leahs Haustür standen wieder feindliche Boten, wie vorhin, bei meiner außerkörperlichen Erfahrung. Doch es waren mehr.
Während es kürzlich nur ungefähr zehn gewesen waren, hielten sich dort nun um die zwei Dutzend Krieger auf. Ein großer, stämmiger Mann, mit dem man sich lieber nicht anlegen sollte, sprach in einer fremden Sprache mit ihnen. Gehorsam stampfte die Truppe mit dem Fuß auf, neigte den Kopf und verbeugte sich anschließend.
Für einen Gnom war der Mann zu groß, für einen Vampir zu blass, also müsste es eigentlich ein Werwolf sein. Eigentlich.
Aber mein Verstand sagte mir etwas anderes. Selbst im Traum konnte ich spüren, dass sie eine Geheimwaffe haben könnten… Oder eine hatten. Spätestens bei dem Kampf würden wir es erfahren.
Urplötzlich stieß der mutmaßliche Werwolf einen Speer in die Luft und stieß einen Kriegesschrei aus. Auf Kommando formatierte sie die gemischte Patrouille und ging mit erhobenen Lanzen direkt auf Leahs Haus zu.
Mit einem erstickten Schrei wachte ich auf. Ich musste nach oben. Ich musste sowieso Mom anrufen und ihr sagen, dass es mir gut ging. Grannie anrufen, ihr sagen, ich brauche ihre Hilfe. Sie beide herholen, damit sie in Sicherheit waren. Ich hatte Angst um die beiden.
Da mein Aufschrei mir im Hals stecken geblieben war, waren weder Leah, noch Daniel aufgewacht.
Ihr Atmen erfüllte den Saal.
Langsam stemmte ich mich hoch und stieg aus dem Bett.<< (Ausschnitt aus Kapitel 4, "Das Bernsteinzimmer")

 
   
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